Anfangsjahre:
Im Jahr 1977 wurde die Herren Volleyball-mannschaft des GSV Zwickau 1924. e.V. in Zwickau/Westsachsen gegründet. Damals schon mit dabei waren Norman Steinbach und Wolfgang Grünberger. Doch gab es früher zu Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik noch keine richtigen Vereine, damals gehörte die Mannschaft zu einer BSG (Betriebssportgruppe). Trotz vieler starker Mannschaften wie zum Beispiel das Team Engelsdorf aus Leipzig wurden die Zwickauer Volleyballer sechsmal DDR-Meister. Doch schafften sie es niemals DDR-Pokalsieger zu werden. Fast jedes Mal kämpften sie sich bis ins Finalspiel vor und mussten sich am Ende doch geschlagen geben.
Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung wurden viele DDR-Volleyballvereine aufgelöst, denn es fehlten die Spieler. Viele Sportler verließen aufgrund von Arbeitssuche ihre Heimat und fuhren mit dem Trabant auf in den Westen. Dies entwickelte sich zum Vorteil des neugegründeten bzw. wiedergegründeten GSV Zwickau 1924 e.V. Denn so kamen sehr erfahrene Spieler wie Jürgen Hoffmeister, Ulf Beerbaum, Frank Käßler und Mathias Sommer nach Zwickau, um für den GSV zu spielen. Damit begann eine enorm erfolgreiche Zeit für den Gehörlosen-Volleyball in Zwickau. Denn die neu aufgestellte Mannschaft wuchs allmählich zusammen und zeigte ihr besonderes Talent bei gesamtdeutschen Turnieren. So nahmen sie schon im Jahr 1993 zum ersten Mal an einer gesamtdeutschen Volleyballmeisterschaft in Worms teil und holten auch auf Anhieb ihren ersten Deutschen Meistertitel. Doch auch die Volleyballspielerinnen im Verein wurden nach der Wende sofort aktiv und gründeten eine Damen-Volleyballmannschaft. Sie gingen zum ersten Mal im Jahr 1996 an den Start bei den deutschen Pokalmeisterschaften und belegten überraschend den 2.Platz von allen deutschen teilnehmenden Teams. Pia Steinbach (49), Anke Hersch (44) und Karin Sehrig (49) gehören zu den Gründungsmitgliedern und alle drei Spielerinnen sind seit ca. 25 Jahren auch heute noch aktiv in der Mannschaft. Bis zur Wiedervereinigung 1990 waren die Volleyballer aus Nürnberg die erfolgreichste Mannschaft in der BRD. Doch nach der Wende hatte der GSC Nürnberg nun einen neuen sehr starken Konkurrenten aus dem Osten, den GSV Zwickau. Bis zum Jahr 2000 standen sich diese beiden Spitzenteams regelmäßig bei großen Turnieren im Finalspiel gegenüber. Auch der GTSV Essen gehörte damals zu den besten deutschen Mannschaften.
Doch ab dem Jahr 2000 wurde es für den GSV Zwickau immer schwieriger sein hohes Leistungslevel zu halten, den die Stammspieler wurden allmählig älter und der Nachwuchs war noch nicht ganz bereit. So mussten sie zweimal bei Meisterschaften rechte schlechte Platzierungen (4. Platz im Jahr 2010 und 2013) hinnehmen. Doch nach und nach wurde die Herrenmannschaft durch Neuzugänge verstärkt. Und so gelang ihnen wieder eine Rückkehr an die Spitze und sie konnten so in den folgenden Jahren unzählige Erfolg feiern. So schafften sie es ihren Meistertitel zu verteidigen und wurden zum zweiten Mal Deutscher Meister. Auch die Damenmannschaft war zudieser Zeit schon sehr erfolgreich und errangen 2006 ihren ersten Deutschen Meistertitel. Sie liefern sich seitdem immer wieder spannende Matches mit den Spitzenteams des Deutschen Gehörlosenvolleyballs und sind nun auch die Nummer Eins in Deutschland.
Der wohl erfolgreichste Nachwuchs aus dem GSV Zwickau sind die Töchter des Stammspielers und zugleich auch Präsidenten des Gehörlosen-Sportverbandes Sachsen Norman Steinbach. Nelly (23) und Peggy (20) sind zurzeit die besten Beachvolleyballerinnen im Gehörlosensport und beweisen regelmäßig ihre Talente bei internationalen Wettkämpfen und Turnieren. Sie waren die ersten deutschen Beach-Volleyballerinnen der DGS Beachvolleyball, die eine Bronzemedaille bei einer Europameisterschaft im Beachvolleyball nach Deutschland brachten (2014 EM Türkei).
Zu den Leistungen der GSV Zwickauer Volleyballer zählen:
Herren: 6x DDR-Meister, 9x Deutscher Meister, 10x Deutscher Pokalsieger.
Damen: 6x Deutscher Meister, 6x Deutscher Pokalsieger.
Mixed: 6x Deutscher Mixed-Meister
Hattrick und Erfolgsjahr 2018:
Das Jahr 2018 war nun ein besonders erfolgreiches Sportjahr für die Zwickauer Herrenmannschaft und auch die Damenmannschaft. Denn sie sind die erste Mannschaft, welcher der Hattrick “Deutscher Meister“ (in Frankfurt/Main)“, „Deutscher Mixed-Meister“ (in Herford) und „Deutscher Pokalsieger“ (in Zwickau) innerhalb eines Jahres gelang. Außerdem wurden die Zwickauer Herren 2018 nun schon zum 10. Mal seit dem Mauerfall Deutscher Pokalsieger. Sie sind damit ein Deutscher Rekordverein, denn dem aufgelösten DDR-Volleyballverein Engelsdorf/Leipzig gelang der Sieg nur 9-mal und der vor GSC Nürnberg konnte nur 7-mal den Pokal mit nach Hausenehmen. Doch nicht nur bei offiziellen Turnieren und Meisterschaften spielten die Zwickauer/innen sehr erfolgreich. Auch bei Freizeitturnieren und Mixed-Spielenzeigen sie ihr Können, so zum Beispiel beim internationalen Mixed-Volleyballturnier in Brünn/Tschechien im April 2018. Die Zwickauer habensich dort zwischen den 28 Teams aus 10 verschiedenen Ländern professionell präsentiert. Dieses Turnier war eine gute Alternative zu den mittlerweile stillgelegten Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft. Die Zwickauer wurden Dritter nach Prag/Tschechien und Odra Raciborz/Polen. Und auch 2018 wurden die Geschwister Steinbach erneut Deutsche Meisterinnen im Beachvolleyball.
Langjährigen aktive Spieler:
Die “Gebrüder” Norman Steinbach (56, Dt. Rekord- Dreispringer und Silbermedaille bei Gl-Weltspiele Köln 1981 und Bronzemedaille bei Gl-Weltspiele Sofia 1993) und Wolfgang Grünberger, (59) haben die Volleyballmannschaft im Jahr 1977 mitgegründet. Und beide spielen auch heute noch, nach über 40 Jahren aktiv und mit fast hundertprozentiger Leistung bei sämtlichen Meisterschaften mit. Die sind damit vermutlich die am längsten spielenden, erfolgreichen Volleyballer des DGS-Volleyballs. Darüber hinaus spielt der Vereinsvorsitzende des GSV Norman Steinbach ebenso wie Mathias Sommer auch aktiv in Volleyballvereinen hörender Spieler bei den U50 mit und nehmen auch an Wettkämpfen wie zum Beispiel den Deutschen Meisterschaften des Deutschen Volleyball- Verbandes teil. Norman Steinbach und Wolfgang Grünberger verfügen überspannende Erinnerungen zu DGS-Meisterschaften, Spielender DDR-Nationalmannschaft und frühere Weggefährten. Sie können daher über die Volleyballgeschichte der Gehörlosen in der DDR und der jetzigen Bundesrepublik Deutschland endlos interessant erzählen.
Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass auch andere große Volleyballer mit Anteil am Erfolg des GSV hatten. So sind für das Team wichtige Schlüsselfiguren Mathias Sommer (56, damaliger 2. DDR-Liga Fußballtorwart) und Jürgen Hoffmeister (67, langjähriger Spieler der 2. DDR-Volleyballliga). Beide kamen nach der Auflösung von DDR-Vereinen zum GSV Zwickau. Später verstärkten noch Andreas Lenzenwöger (50, kurzzeitig Spieler der 2. Bundesliga Volleyball) und Dieter Wenig-Beckenbauer (61, Europa-Auswahlspieler von 1986) die Mannschaft, die beide auch schon während der BRD-Zeit aktiv gespielt hatten. 6 dieser Volleyballer gehören auch heute noch zum Stammteam in Zwickau. Zusätzlich kamen noch der Regionalliga-Spieler Tobias Franz (26) und ehem. Oberligist Spieler Christian Schumann (39) dazu und gemeinsam mit anderen jungen Volleyballern tragen sie zur Verjüngung und andauernden Erfolg bei. Alle Spieler sind bekannt für ihre große Erfahrung, ihre Volleyball-Begeisterung, Geschicklichkeit und ihr technisches Talent. Dies ist wohl u.a. das Geheimnis des jahrelangen Erfolgs. Und dies führte auch zum Aufschwung der DGS Sparte Volleyball. “Der GSV Zwickau steht unter Denkmalschutz“, so haben es Volleyball anderer Vereine spaßig beschrieben.
Volleyballer als einmaligen Fußballer:
Doch die Zwickauer Volleyballer können nicht nur Volleyball. Denn im Jahr 2006 nahmen die Zwickauer zum zweiten und letzten Mal bei der deutschen Hallenfußballmeisterschaft der Senioren in Bielefeld teil, um auch ihr Balltalent auf dem Hallenboden unter Beweis zu stellen. Die Volleyballer mussten diesmal nun mit den Füßen statt den Händen spielen. Doch auch diesmal zeigte sich ihre Leistung im Umgang mit einem Ball, denn sie wurden gleich Deutscher Vizemeister der Seniorenmeisterschaft. Sie verloren nur im Finalspiel gegen den GSC Stuttgart (1:1, 4:5 n. Siebenmeterschießen) und belegten den 2. Platz von 12 teilnehmenden Mannschaften aus ganzem Deutschland. Und der ehemalige 2. DDR-Liga Torwart Mathias Sommer wurde zum Torschützenkönig der Seniorenmeisterschaft des Hallenfußballs geehrt. Es war für alle Zuschauer ein unterhaltsamer Spaß und ein Rätsel, wie Volleyballer so gut Fußball spielen konnten.
Freizeit:
Und wenn mal kein Turnier ansteht, nutzen die Spieler ihre Freizeit, um sich anderweitig gemeinsam sportlich zu betätigen. So stehen regelmäßig Freizeitangebote wie Wanderungen in die Natur, Vereinsausflüge oder gemeinsame Feste und Feiern auf dem Vereinsprogramm. Was dabei alle eint, ist die Liebe zum Gehörlosensport sowie die Freude am gemeinsamen Aktiv-sein in der Gehörlosengemeinschaft und dies seit vielen Jahren – mitgroßartigem Erfolg!
Autor: Christian Schumann