Freie Presse: Deaflympics faszinieren Schwestern
Drei Beachvolleyballer des GSV 1924 Zwickau waren bei den XXIII. Weltspielen der Gehörlosen am Start. Nelly Steinbach schildert ihre Eindrücke.
erschienen am 09.08.2017
Samsun. Peggy und Nelly Steinbach vom GSV 1924 Zwickau freuten sich riesig, als sie erfuhren, dass sie Deutschland bei den 23. Deaflympics im türkischen Samsun vertreten dürfen. Mit Topleistungen hatten sich die beiden für diese Olympischen Sommerspiele der Gehörlosen empfohlen. „Nach der Beachvolleyball-EM 2014 in Alanya war das unsere zweite Nominierung für ein internationales Turnier“, erzählt Nelly. Weil Peggy in Essen lebt und Nelly in Berlin studiert, war die Vorbereitung des Geschwisterteams nicht einfach. Oft mussten sie getrennt voneinander trainieren, nutzten Termine mit dem Nationalkader und Turniere. Von den Deaflympics kann Nelly nur schwärmen:
Schon die Eröffnungsveranstaltung war großartig – ein wunderbares Gefühl, in der vollbesetzten Sporthalle mit allen anderen einzulaufen und das Entzünden des Olympischen Feuers zu sehen. Von den politischen Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei war nichts zu spüren. Im Gegenteil, von der Unterbringung der 3000 Sportler aus 97 Nationen bis zum Wettkampfablauf war alles perfekt organisiert. Man hatte den Eindruck, alles sei nur für die Deaflympics neugebaut worden. Wir freuten uns natürlich darauf, Spieler mit Spielern aus anderen Ländern z austauschen. Obwohl jedes Land seine eigene Gebärdensprache hat, ist es möglich, sich mit Hilfe von Gebärden mit Gehörlosen anderer Nationen zu unterhalten.
In den Vorrundenspielen gegen Türkei I, Ungarn und Weißrussland lief es für uns richtig gut, wir konnten viele Punkte mit direkten, klaren Aufschlägen sammeln. Diese Erfolge gaben uns Selbstvertrauen für das Viertelfinalspiel. Gegen das starke Team Russland II gelang uns plötzlich nichts mehr. Ein schwarzer Tag, an dem wir kaum etwas von unserer gewohnten Leistung zeigen konnten. Nicht einmal unsere gewohnt starken und präzisen Aufschläge klappten. Auch die Hitze machte uns zu schaffen. Am Ende gaben wir uns 0:2 (10:21/14:21) geschlagen. Mit dem Gefühl der Niederlage in die Runde um die Plätze 5 bis 8 verbannt, plagten uns im Spiel gegen Weißrussland anfangs die gleichen Probleme. Zu tief saß noch der Misserfolg im Kopf. Unsere Gegnerinnen bezwangen wir mit einem Kraftakt doch noch mit 2:1 (19:21, 21:17, 15:9). Das getankte Selbstvertrauen reichte dann aber im Match Platz 5 gegen Russland I nicht ganz. Wir kämpften hart gegen sie, doch sie beherrschten die harten Aufschläge perfekt. So reichte es nach der 0:2-Niederlage (16:21, 10:21) nur für Platz 6. Auf den Gesamtrang sind wir trotzdem sehr stolz. Es war eine enorme Herausforderung gegen so starke Teams wie aus Russland und der Ukraine zu spielen. Von deren Spielerinnen haben wir erfahren, dass in ihren Ländern andere Sportförderungssysteme praktiziert werden. Das Ausüben des Sports ist meist an ein Studium angeschlossen. So können sich die Spielerinnen mit professioneller Unterstützung durch die Verbände und die Hochschulen voll und ganz ihrem Sport widmen. So guten Bedingungen gibt es leider im Deutschen Gehörlosensport nicht. So gesehen, sind wir mit unserer Leistung sehr zufrieden.
Die Abschlussveranstaltung war ebenfalls einfach großartig und hat dazu beigetragen, dass die Deaflympics für mir und meiner Schwester ewig als unvergessliches Erlebnis in Erinnerung bleiben wird. Es ist allerdings sehr schade, dass den Deaflympics in Deutschland so wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Es gab kaum Berichte in den Medien. Obwohl die Olympischen Spiele der Gehörlosen eine lange Tradition haben. Bereits 1924 wurden die ersten Spiele in Paris ausgetragen. Meine Schwester und ich möchten helfen, das zu ändern. Deshalb werden wir weiter trainieren und dem Gehörlosensport etwas mehr Gehör verschaffen. (hpk) Foto: Claudia Franz und Sabine Flohr
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